Die Keynote Lectures der DOG bieten wertvolle Einblicke in aktuelle Entwicklungen der Augenheilkunde. Renommierte internationale Experten präsentieren in kompakten halbstündigen Vorträgen wichtige Themen und Innovationen. Weitere Informationen zu den Rednern und ihren Vorträgen finden Sie hier.
Keynote Lecture
Donnerstag, 25.09.2025, 11:45-12:15
Von Graefe Lecture: Hornhaut(trans-plantation): Blinde sehend machen
Claus Cursiefen (Köln)
Von der Hornhauttransplantation geht eine besondere Faszination aus, weil sie erblindenden Menschen das Sehvermögen zurückgeben kann. Und obwohl es sich um die älteste und erfolgreichste Form der Transplantation in der Medizingeschichte handelt, haben sich die chirurgischen und medikamentösen Therapiemöglichkeiten in den vergangenen Jahren einmal mehr auf fast (r)evolutionäre Art verbessert. Aktuell zeigen sich viele neue Entwicklungen auf den Gebieten der Zelltherapie, der Stammzelltransplantation, der medikamentösen Endothelzellaktivierung und der selektiven künstlichen Hornhautersätze. Auch für die weltweit zweithäufigste Ursache der Erblindung, die vaskularisierten Hornhautnarben, gibt es innovative Therapieansätze, um Immunreaktionen nach Transplantation zu vermeiden, etwa durch UVA-Crosslinking.
Professor Claus Cursiefen im Video-Interview

Claus Cursiefen ist seit 2011 Direktor des Zentrums für Augenheilkunde an der Universitätsklinik Köln. Er ist spezialisiert auf Erkrankungen des vorderen Augenabschnitts. Cursiefen hat verschiedene Verfahren der Hornhauttransplantation weiterentwickelt, neue Methoden zur Vermeidung von Immunreaktionen entdeckt und erforscht immunologische Prozesse bei entzündlichen Augenerkrankungen. Seit 2023 ist er Sprecher des SFB 1607 zu altersbedingten Augenerkrankungen. Er ist Vorstandsmitglied des Zentrums für Molekulare Medizin in Köln, Prorektor Forschung der Universität zu Köln und hat verschiedene EU-Forschungsprojekte geleitet, war Fachkollegiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und ist seit 2020 Generalsekretär der DOG. Prof. Cursiefen hat mehr als 600 Artikel veröffentlicht und ist Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften Leopoldina.
Keynote Lecture
Freitag, 26.09.2025, 11:45-12:15
On Phenotypes, Genotypes & Genetic Therapies in Inherited Retinal Disorders
Bart P. Leroy (Gent, Belgien)
Über 300 Gene sind an vererbbaren Netzhauterkrankungen beteiligt. Dank moderner Gendiagnostik ist die Genotypisierung heute meist möglich – die Entwicklung gentherapeutischer Ansätze steht jedoch vor großen Herausforderungen. Der Vortrag gibt einen Überblick zum aktuellen Stand.

Dr. Bart Leroy ist Professor für Augenheilkunde, Augengenetik und visuelle Elektrophysiologie an der Universität Gent, Belgien, und Leiter der Abteilung für Augenheilkunde am Universitätskrankenhaus Gent. Er verfügt über umfangreiche Erfahrungen mit einer Vielzahl von erblichen Netzhautdegenerationen (IRD), darunter kongenitale Amaurose, Morbus Stargardt, Retinitis pigmentosa und andere genetische Syndrome und Krankheiten. Er befasst sich sowohl mit der klinischen Phänotypisierung als auch mit der Entwicklung von Therapien. Dr. Leroy war der klinische Prüfarzt für Gentherapien für CEP290-IRD und RPE65-IRD. Er gehörte zu dem Team, das dazu beitrug, Luxturna auf den Markt zu bringen, die erste von der FDA zugelassene Gentherapie in den USA. Seit August 2013 hat Bart Leroy auch eine Teilzeitstelle als behandelnder Arzt in der Abteilung für Augenheilkunde und im Zentrum für zelluläre und molekulare Therapeutika am Children’s Hospital of Philadelphia, Philadelphia, PA, USA. In Zusammenarbeit mit dem Team der University of Pennsylvania und dem Children’s Hospital of Philadelphia ist Bart dort an Gentherapieprojekten für vererbte Netzhautblindheit beteiligt.
Keynote Lecture
Samstag, 27.09.2025, 11:45-12:15
Bildgebung des Glaskörpers mit OCT. Eine neue Dimension
Richard F. Spaide (New York, USA)
Die optische Kohärenztomographie (OCT) war ursprünglich eine revolutionäre Methode zur Untersuchung der Netzhaut. OCT-Querschnittsbilder zeigen eine bemerkenswerte Detailgenauigkeit, die in vielen Fällen an die Auflösung der Lichtmikroskopie heranreicht. Mit dem Aufkommen der Swept Source und der verbesserten Tiefenabbildung im Spektralbereich der OCT wurden Querschnittsbilder der Aderhaut möglich. Der Glaskörper ist eine schwierig abzubildende Struktur im Auge. Er ist so konstruiert, dass er transparent ist, und um die Wechselwirkungen des Glaskörpers mit der Netzhaut zu verstehen, sind 3-dimensionale Bilder erforderlich, nicht nur Querschnitte. Neuere Swept-Source-OCTs verfügen über eine größere Abbildungstiefe und eine ausreichend hohe Geschwindigkeit, um eine ausreichende Erfassung von 3-dimensionalen Datenblöcken zu ermöglichen. Mit Hilfe der Bildverarbeitung können diese Daten in dreidimensionalen Bildern dargestellt werden, die Einblicke in den Glaskörper ermöglichen, die bisher nicht möglich waren. Einige der Bilder sind sehr schön. Anhand dieser Bilder können wir etwas über die Struktur des Glaskörpers bei Gesundheit und Krankheit erfahren, wie es mit der Histologie nicht möglich ist.

Richard F. Spaide, MD, ist Spezialist für Erkrankungen der Netzhaut und des Glaskörpers. Er entwickelte die Autofluoreszenz-Bildgebung mit einer Funduskamera, schuf die erste praktische Methode zur Abbildung tieferer Strukturen im Auge mit der optischen Kohärenztomographie und erfand ein Instrumentensystem für die Vitrektomie, um die Verfahren zu verbessern.Er hat mehr als 400 Artikel in Fachzeitschriften mit Peer-Review veröffentlicht, 60 Buchkapitel und Übersichtsmonografien verfasst und mehrere Bücher herausgegeben. Zu seinen aktuellen Forschungsinteressen gehören multimodale Bildgebung, optische Kohärenztomographie-Angiographie und neue computergestützte Rendering-Techniken zur Visualisierung der Netzhautanatomie. Spaide wurde in mehreren Who’s Who- und Best Doctors-Listen erwähnt. Er war früher leitender Redakteur des American Journal of Ophthalmology und ist derzeit Mitherausgeber der Zeitschrift Retina. Er wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und hat Vorträge in der ganzen Welt gehalten. Richard Spaide ist als Privatarzt bei den Vitreous, Retina, Macula Consultants of New York tätig, wo er seine Forschung und klinische Arbeit fortsetzt.