Die Aurel-von-Szily-Lecture mit anschließender Verleihung der Aurel-von-Szily-Medaille bildet den Höhepunkt des Symposiums der DOG-Sektion Uveitis „Immunologie der Uveitis“.
Aurel-von-Szily-Lecture
Verleihung im Rahmen des Symposiums der DOG-Sektion Uveitis
Freitag, 26.9.2025, 16:45 bis 18.00 Uhr, Raum XV
Prof. Dr. rer. nat. Gerhild Wildner und
Prof. Dr. med. Stephan Thurau (beide München)
Immunologie der Uveitis – Gerhild Wildner
Uveitis wird normalerweise durch das Immunprivileg des Auges sehr effektiv verhindert. Antigene Mimikry ermöglicht jedoch Autoimmunreaktionen gegen intraokuläre Antigene und die Überwindung des Immunprivilegs mit lymphozytärer Invasion, kann aber auch therapeutisch durch orale Toleranzinduktion genutzt werden. Die Etablierung zweier Tiermodelle für eine spontan rezidivierende bzw. chronische Uveitis brachten neue Erkenntnisse über die Rolle von verschiedenen T-Zell-Typen im Auge und ermöglichten die Entwicklung und Testung neuer Therapien bei bereits laufender Autoimmunreaktion, entsprechend der Situation bei Uveitispatienten.
Prof. Dr. rer. nat. Gerhild Wildner hat ein Diplom in Biologie von der Universität zu Köln (Genetik/Immunologie), an der LMU München in Immunologie/Humangenetik promoviert und war Postdoc in der Virologie am MPI für Biochemie/Martinsried. Sie ist Professorin für Immunologie an der LMU, war Gastprofessorin an der UNSW in Sydney/Australien und am PGIMER in Chandigarh/Indien, Mitgründerin und Sprecherin des SFB 571 „Autoimmunreaktionen“ und hat den Forschungspreis der DVMB erhalten. Gemeinsam mit Prof Thurau Gründung der AG Immunbiologie an der Augenklinik der LMU (Schwerpunkt: Pathomechanismen der intraokularen Entzündung bei Patienten und experimentellen Tiermodellen); die Forschung resultierte u.a. in der Entwicklung neuer Therapieansätze für Uveitis und erfolgreichen klinischen Studien.
Anwendung der immunologischen Erkenntnisse am Patienten – Stephan Thurau
Die Entdeckung des tolerogenen, aber nicht pathogenen Mimotops B27PD ermöglichte einen Heilversuch für therapierefraktäre Uveitispatienten durch orale Toleranzinduktion. Alle 8 Patienten konnten bei stabilem oder verbessertem Visus ihre Steroidtherapie reduzieren, zwei sind seit der oralen Toleranzinduktion vor 30 Jahren rezidiv- und therapiefrei. Die neuen Tiermodelle ermöglichten die Entwicklung eines Small Molecule-DHODH-Inhibitors (PP-001/KIO-100) für die Uveitisbehandlung, worauf eine erfolgreiche Phase I-Studie mit intraokulärer Applikation ohne Nebenwirkungen, aber mit Visusverbesserung sowie Rückgang von Entzündung und CMÖ folgte.
Prof. Dr. med. Stephan Thurau absolvierte sein Medizinstudium in Kiel und München, danach Promotion am Inst. f. Immunologie der LMU München und Ausbildung zum Facharzt an der LMU-Augenklinik (FEBO). Er war für 2 Jahre Post-Doc bei Dr. Nussenblatt am National Eye Institute, NIH, Washington (Untersuchungen zur oralen Toleranz im Tiermodell der experimentellen Autoimmunuveitis). Nach Rückkehr in die LMU-Augenklinik als Oberarzt ist der Schwerpunkt der klinischen Tätigkeit die Uveitis-Ambulanz. Es folgten Gastprofessuren an der UNSW in Sydney und am PGIMER in Chandigarh. Mit Prof. Wildner Aufbau des immunologischen Labors und Transfer von experimentellen Ergebnissen vom Labor in die Klinik (orale Toleranzinduktion und medikamentöse intraokuläre Immunsuppression mit neuem DHODH-Inhibitor).


Aurel von Szily (1880 -1945) erlangte mit seinen Tierversuchen zur Erklärung der sympathischen Ophthalmologie und dem „von Szily-Modell“ internationale Bekanntheit. Neben den immunologisch hervorgerufenen Augenkrankheiten beschäftigten ihn angeborene Fehlbildungen des Auges, die Anatomie des vorderen Augenabschnitts und die Entstehung von Linsentrübungen. Er entwickelte zudem eine Darstellung der abführenden Tränenwege mit einer neuen Technik und eine neue Methode zur Behandlung von Netzhautablösungen. Von Szily kehrte 1939 in seine Heimatstadt Budapest zurück, nachdem die Nationalsozialisten ihn 1935 vom Münsteraner Lehrstuhl vertrieben hatten.