Mit der Custodis Lecture ehrt die Retinologische Gesellschaft wieder eine Forscherpersönlichkeit, die sich mit ihrem Lebenswerk um die Belange von Netzhauterkrankungen verdient gemacht hat.
Verleihung im Rahmen des Symposiums der Retinologischen Gesellschaft
Donnerstag, 25. September, 15:00 – 16:15, Saal Helmholtz
Netzhautchirurgie im Wandel: Lehren, Lernen und Innovation für die nächste Generation
In diesem Jahr erhält Professor Karl Ulrich Bartz-Schmidt die Auszeichnung und spricht zum Thema „Netzhautchirurgie im Wandel: Lehren, Lernen und Innovation für die nächste Generation“.Die Entwicklung der Netzhautchirurgie ist eine Geschichte stetigen Fortschritts, deren historische Meilensteine die Grundlage für heutige Verfahren bilden. Aus diesen vergangenen Errungenschaften lernen wir kontinuierlich, wie wir die Ausbildung optimieren und Innovationen für die nächste Generation von Chirurgen vorantreiben können. Dieses Verständnis des Wandels, der Brücke zwischen historischer Entwicklung und zukünftiger Praxis, ist zentral für Lehre und Fortschritt in diesem Fachbereich.
Karl Ulrich Bartz-Schmidt (Tübingen)
Professor Dr. med. Karl Ulrich Bartz-Schmidt, Ärztlicher Direktor der Universitäts-Augenklinik Tübingen, hat die moderne vitreoretinale Chirurgie durch die Entwicklung und Etablierung wegweisender Therapieverfahren entscheidend geprägt.
Er entwickelte die chirurgische Makulatranslokation sowie den Einsatz autologer Zelltransplantationen bei AMD. Als Pionier führte er, basierend auf umfassenden Studien seines Tübinger Teams, im Jahr 2005 die intravitreale Anti-VEGF-Therapie in die klinische Praxis ein und revolutionierte damit die Behandlung zahlreicher Netzhauterkrankungen.
Des Weiteren trieb er die Entwicklung elektronischer Sehprothesen voran; so erfolgte 2005 in Tübingen die erste subretinale Implantation. Parallel dazu etablierte er die subretinale Gentherapie für monogenetische Netzhauterkrankungen in der klinischen Erprobung. Zu den Ergebnissen dieser Arbeit zählen die erste Behandlung von Patienten mit CNGA3-Achromatopsie (2015) und die Gründung Tübingens als europäisches Studienzentrum für Choroideremie.
Professor Bartz-Schmidt ist Kooperationspartner der NaKo-Gesundheitsstudie und der Eyematics Gruppe der Tübinger Augenklinik. Er war acht Jahre lang Präsident der Retinologischen Gesellschaft, im Jahr 2015 Präsident der DOG und ist seit 2020 Mitglied in der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina.


Die Lecture ist nach Ernst Custodis benannt (1898 – 1990). Custodis leistete Pionierarbeit auf dem Gebiet der Netzhautchirurgie, als er zeigte, dass ein Verschluss von Netzhautrissen mit Plomben die Ablösung der Retina heilen kann.
Ernst Custodis studierte in Münster, Göttingen, München, Düsseldorf und Bonn Medizin. Im Jahr 1924 wurde er zum Dr. med. promoviert und war bis 1933 in Bremen, Aachen Tübingen und Düsseldorf tätig.
An der Augenklinik der Medizinischen Akademie Düsseldorf wurde er 1933 Oberarzt und einige Jahre später bis zu seiner Emeritierung 1967 Klinikleiter und Lehrstuhlinhaber für Augenheilkunde in Düsseldorf.